Schmock of the day: Rainer Höß

Allgemein, Eretz Schland, Wowschwitz

Rainer Höß ist der Enkel des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß, Nazi-Profiteur in dritter Generation und unser Schmock of the day!

In einem Artikel von Alan Posener in der Welt lassen sich alle notwendigen Informationen über Höß und sein Geschäftsmodell finden.

„Dieses Geschäftsmodell sieht so aus: Höß vermarktet sich als lebendes schlechtes Gewissen, als Verkörperung der Versöhnungsbereitschaft, als Mahner gegen den Rechtsextremismus. Zuletzt in einem Video der sozialdemokratischen Jugend Schwedens zur Europawahl. Die Geschichte – Nazi-Enkel gegen Nazi-Enkel sozusagen – ist so abgeschmackt wie für eine bestimmte Sorte Journalismus unwiderstehlich.“

Hier das schaurig-danebene Video mit dem Titel „Never Forget. To Vote. – A Nazi-free Europe, feat. Rainer Höss“:

[…]

„Doch dann fiel Höß – unter bislang nicht völlig geklärten Umständen – eine Kiste mit persönlichen Gegenständen seines Opas in die Hände. Seinem arischen Geschäftssinn folgend, bot Höß sie dem Holocaustmuseum Yad Vashem in Jerusalem an. Dort wies man ihn zurück. Die Idee, jemand könne mit solchen Erbstücken Geld machen wollen, fand man dort befremdlich. Höß begriff, dass man mit dem Erbe geschickter umgehen müsse. Der Erfolg gibt ihm recht.“

Wie schön, dass der Großvater finanziell für seinen Enkel vorgesorgt hat. Welch ein schönes Privileg. Wir nennen dieses Privileg ab jetzt: GERMAN PRIVILEGE!

Wer von Höß und GERMAN PRIVILEGE einen vertieften Eindruck gewinnen möchte, können wir die Dokumentation mit dem Titel „Meine Familie die Nazis und ich“ empfehlen:

Posener fasst Höß Geschäftsmodell treffend zusammen:

„Man kann gar nicht so viel fressen, wie man kotzen möchte.“

Holocaust Survivor Band

Familienalbum, Oy!, Wowschwitz

FLAYER GERMANUns erreichte eine Veranstaltungseinladung für einen Abend am Brandenburger Tor in Berlin.

An diesem Mittwoch wird unter dem von den Veranstalter*innen gewählten Titel „#proud2Bjewish“ ein „legendäres Event“ und „eine historische Aktion gegen Antisemitismus“ stattfinden. Besonderer Gäste sind der „Star-Sänger“ Gad Elbaz – noch nie gehört – und die Holocaust Survivor Band. Historisch einmalig ist tatsächlich das Auftreten der Survivor Band in Berlin. Dieser Auftritt erinnert uns an andere von uns gefeaturten Survivor-Pop wie beispielsweise der israelische Miss Holocaust Survivor Contest und auch die Radtour der Lebenden.

Aber zurück zum „legendäre[n] Event“ – lesenswert ist der von den Veranstalter*innen verschickte Einladungstext:

Warum?
Wir möchten uns als aktive jüdische Generation im Hier und Jetzt zeigen, die sich aber auch zu ihren Wurzeln bekennt.

Mit unserer Aktion wollen wir uns gegen Vorurteile gegenüber jüdischen Menschen aussprechen, und sichtbar machen, dass wir über antisemitische Tendenzen in Europa besorgt sind.
Wir wollen zeigen, dass das Judentum lebendig und offen ist, und Teil unserer Gesellschaft. Wir sind fröhlich und positiv und haben die gleichen Ziele und Wünsche, wie andere junge Menschen hierzulande.

Die zwei 90-jährige der Holocaust Survivor Band gemeinsam mit dem Star-Sänger GAD ELBAZ möchten uns – junge jüdische Generation – mit ihren Worten und ihrem neuesten Lied „Let the Light Shine on … “ bestärken, uns weiterhin stolz und verbunden mit unseren Wurzeln zu zeigen.

Bei den Aktionen wird es Filmaufnahmen geben, die zum Teil in das Music-Video-Clip einfließen werden. Und wir können Teil davon sein.

Einige Punkte sind uns dabei leider nicht ganz eindeutig und wir würden deshalb gerne die folgenden Fragen an die Veranstalter*innen stellen:

  1. Worin liegt der Beitrag der Veranstaltung in der Bekämpfung von Antisemitismus?
  2. Bezogen auf den Satz „Wir sind fröhlich und positiv und haben die gleichen Ziele und Wünsche, wie andere junge Menschen hierzulande.“ Welche anderen „junge[n] Menschen“ laden Holocaust Survivor Bands auf ihre Festivals ein? Bitte Beispiele nennen.
  3. Was versteht ihr unter den Wurzeln mit denen sich junge Jüd*innen stolz und verbunden zeigen sollen? Wie drückt sich dieser Stolz aus?

Wir freuen uns jedenfalls bereits jetzt schon auf den „Music-Video-Clip“, der bei der Veranstaltung entstehen wird und staunen bis dahin einfach über eine neue Dimension jüdisch-selbstgemachten Holocaust-Kitsch im Herzen Berlins.

 

Battle of guest book entries: Trump vs. Bieber

Aus aller Welt, Fundgrube, Wowschwitz

Auf seiner ersten Auslandsreise als US-Präsident machte Donald Trump am Dienstag einen Zwischenhalt in Yad Vashem. Seinen 45-minütigen Besuch der Gedenkstätte schloss Trump mit einem Eintrag ins Gästebuch ab. Darin schrieb er:

„IT IS A GREAT HONOR TO BE HERE WITH ALL OF MY FRIENDS – SO AMAZING + WILL NEVER FORGET!”

Trump befindet sich nun in direkter Konkurrenz mit Justin Bieber um den einfühlsamsten Gedenkstättengästebucheintrag. Als Bieber im April 2013 das Anne-Frank-Haus in Amsterdam besuchte, schrieb er:

„Truly inspiring to be able to come here. Anne was a great girl. Hopefully she would have been a belieber.“

Zur weiteren Lektüre empfehlen wir: „10 Things Donald Trump Thinks Are ‘So Amazing’ Aside From Yad Vashem“.

Marsch und Radtour der Lebenden

Familienalbum, Oy!, Wowschwitz

In zwei Tagen ist es wieder so weit: Der March of the Living, eine der absurdesten jüdischen Gedenkveranstaltungen, findet in Polen statt. Das PR-Material von den Organisator*innen ist in seinem Kitsch so entblößend (siehe Foto oben, Instagram-Post unten und das folgende Video), dass es kaum einer Kommentierung bedarf.

Doch ein paar Hintergrundinformationen: 1988 startete der March of the Living als Programm für israelische Jugendliche, die durch die Konfrontation mit der nationalsozialistischen Vernichtung an den Originalorten in ihrer jüdischen und zionistischen Identität gestärkt werden sollten. Aus diesem Gedenkritual israelischer Schulen wurde eine Großveranstaltung für Juden aller Altersstufen aus der ganzen Welt. Die Gruppen reisen in Bussen von einem Gedenkort zum anderen, der eigentliche, drei Kilometer lange Gang von Auschwitz nach Birkenau, der an die Todesmärsche erinnern soll, ist nur ein kleiner Teil der Veranstaltung, die mit einer Weiterreise nach Israel endet.

Inzwischen hat der March of the Living Nachahmer*innen gefunden, wie zum Beispiel den – ebenfalls geschmacklosen – Ride for the Living:

Wenigstens tragen die die Radfahrer*innen keine Israelfahnen.

Öffentliche Kritik an dem March of the Living lässt sich schwer finden – die Weisen können jedoch diese Artikel zur Lektüre empfehlen:

Ein Beitrag von Haaretz in dem die Journalistin und Shoa-Überlebende Ruth Bondy zitiert wird mit: “We’ve reached a situation where the success of these trips is measured by how many children end up crying. My suggestion is that instead of sending our children to mass graveyards, the one organized trip abroad they take through the school system, we send them somewhere beautiful. How about Florence for a start?”

Ein Forward-Artikel in dem der Journalist Larry Derfner zitiert wird, der den March of the Living als “a pre-army motivational camp more than anything else” bezeichnet. In dem Artikel befinden sich ebenfalls interessante Hinweise darauf, dass den Organisator*innen die Veruntreuung von Spendeneinnahmen vorgeworfen wird. Wer sich jetzt fragt, wie die Fundraising-Veranstaltungen für den March of the Living aussehen, soll sich dieses Video anschauen.
Ein weiterer lesenswerter Forward-Kommentar lässt sich hier finden.

Abschließen möchten wir mit den Shabbat Shalom-Grüßen der March of the Living Organisator*innen:

motl_ista

Ach ja, es gibt übrigens noch ein anderes March of the Living